Johanna

Johanna
I
Johạnna,
 
Herrscherinnen:
 
 England:  
 1) Johạnna Seymour [-'siːmɔː], englisch Jane Seymour ['dʒeɪn-], Königin (seit 1536), * um 1509, ✝ Hampton Court 24. 10. 1537; nach der Hinrichtung Anna Boleyns 1536 dritte Gemahlin Heinrichs VIII. von England, starb kurz nach der Geburt des Thronerben Eduard (VI.).
 
 Kastilien und León:  
 2) Johạnna die Wahnsinnige, spanisch Juana la Lọca [xu̯'ana-], Königin (seit 1504), * Toledo 6. 11. 1479, ✝ Tordesillas 12. 4. 1555, Tochter Ferdinands II. von Aragonien und Isabellas I. von Kastilien, deren Erbe sie 1504 antrat; verheiratet seit 1496 mit Philipp dem Schönen von Burgund, Sohn Kaiser Maximilians I.; Johanna ist die Mutter der Kaiser Karl V. (Karl I. von Spanien) und Ferdinand I. Der frühe Tod Philipps des Schönen (1506) löste ihre Geisteskrankheit aus, dennoch blieb sie bis zu ihrem Tod formal Königin, 1506-16 unter der Regentschaft ihres Vaters, dann neben ihrem Sohn Karl.
 
 
J. Brouwer: J. die Wahnsinnige (a. d. Niederländ., 1978).
 
 Navarra:  
 3) Johạnna von Albret [-al'brɛ], französisch Jeanne d'Albret [ʒan-], Königin, Albret.
 
 Neapel:  
 4) Johạnna I. von Anjou [-ã'ʒu], Königin (seit 1343), * um 1326, ✝ Muro Lucano (Provinz Potenza) 22. 5. 1382, Enkelin und Nachfolgerin Roberts I., des Weisen, von Neapel, ließ 1345 ihren ersten Mann, Andreas von Ungarn, ermorden, floh vor dem ungarischen König Ludwig der Große in die Provence, rechtfertigte sich in Avignon in einem Scheinverfahren vor den Kardinälen und verkaufte die Stadt 1348 an Papst Klemens VI. Durch ihre (vierte) Heirat mit Herzog Otto IV. von Braunschweig (1376) und ihre Stellung im Schisma 1378 (Verbindung mit Gegenpapst Klemens VII.) geriet sie in Gegensatz zu Papst Urban VI.; mit dessen Unterstützung fiel Karl von Durazzo (der spätere Karl III. von Neapel), den sie zunächst als ihren Erben bestimmt, ihm dann aber Ludwig I. von Anjou - den sie 1380 adoptierte - vorgezogen hatte, in Neapel ein, nahm Johanna gefangen und ließ sie ermorden.
 
 
E.-G. Léonard: Histoire de Jeanne Ire, reine de Naples, comtesse de Provence, 3 Bde. (Monaco 1932-38).
 
 5) Johạnna II. von Anjou [-ã'ʒu], Königin (seit 1414), * Neapel 25. 7. 1373, ✝ ebenda 2. 2. 1435; folgte ihrem jüngeren Bruder Ladislaus (✝ 1414). Ohne natürlichen Erben, adoptierte sie 1420 Alfons V. von Aragonien, dann 1423 Ludwig III. von Anjou (✝ 1434) und verschuldete damit die blutigen Auseinandersetzungen um ihr Erbe.
 
II
Johạnna,
 
Frau Jụtte, Päpstin, eine Frau aus Mainz (nach anderer Tradition aus England). Sie soll nach Quellen aus dem 13. Jahrhundert als Mann verkleidet in Athen studiert haben, wegen ihrer großen Gelehrsamkeit 855 zum Papst gewählt worden und während einer Prozession niedergekommen und gestorben sein. Sie wird in zahlreichen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Listen gelehrter Frauen aufgeführt. Während bis zum 15. Jahrhundert die Päpstin als historisches Faktum allgemein akzeptiert war, wurde v. a. im Jahrhundert nach der Reformation um ihre Historizität polemisch gestritten. - Die Legende von der Päpstin Johanna geht wohl auf eine antike Priesterstatue (mit Knaben) in Rom zurück, die aufgrund einer in der Nähe gefundenen Inschrift als Statue einer Päpstin mit Kind gedeutet wurde. Erste literarische Hinweise finden sich im 12. und 13. Jahrhundert bei Marianus Scotus und Martin von Troppau. Die literarischen Anspielungen und Bearbeitungen konzentrieren sich auf das weitere Schicksal Johannas (G. Boccaccio, H. Sachs), die Vaterschaft ihres Kindes, die mitunter dem Teufel zugeschrieben wird, und auf die erotischen Elemente des Stoffes, die im 18. Jahrhundert v. a. Anlass zu komisch-derben Interpretationen gaben. J. C. Gottsched (1765) gestaltete die tragische Dimension des Stoffes, der im 19. Jahrhundert vorzugsweise vor dem geschichtlichen Hintergrund eines niedergehenden Papsttums aufgegriffen wurde. Bedeutend ist in diesem Zusammenhang der Roman E. Rhoïdis' (1876), der im 20. Jahrhundert vielfach übersetzt und bearbeitet wurde (u. a. als »Papesse Jeanne«, 1908, von A. Jarry und J. Saltas, sowie als »Pope Joan«, 1971, von L. Durrell). In anderen Versionen trat der Bund mit dem Teufel wieder stärker in den Vordergrund (A. von Arnim, »Die Päpstin Johanna«, herausgegeben 1846, und G. Reicke, »Päpstin Jutte«, 1924).
 
 
Päpstin J., hg. v. K. Völker (1977);
 E. Gössmann: Die »Päpstin J.«, in: Hohenheimer Protokolle, Bd. 21 (1987);
 
Mulier papa, der Skandal eines weibl. Papstes. Zur Rezeptionsgesch. der Gestalt der Päpstin J., hg. v. E. Gössmann (1994).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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